Das dürfte einmalig in Bayern sein: Eine Musikkapelle, die in ihrem Proberaum Noten in einem Banktresor einschließen kann. Eher launig meinte das der Vorsitzende der Schlosskapelle Erlach bei der öffentlichen Vorstellung des neuen Schulungsraums im Erlacher Feuerwehrhaus. Denn das Gebäude, in dessen Seitenteil sich die Fahrzeughalle der Feuerwehr befindet, war bis 2002 eine Bankfiliale. Bei einem Tag der offenen Tür konnten sich die Erlacher ein Bild von der Umgestaltung der Bank machen.
Der Vorsitzende des Feurwehrvereins Kilian Eck schilderte bei der Begrüßung wie es dazu kam, dass Feuerwehr und Musikkapelle unter einem Dach „wohnen“. In erste Linie hängt es damit zusammen, dass 2014 die Stadt den Kindergarten, in dem sich der Proberaum der Musik befand, verkaufte. Die Musiker mussten sich nach einer neuen Bleibe umsehen. Zur selben Zeit zeichnete sich ab, dass das Bankgebäude von der Feuerwehr genutzt werden könnte, da die Bank es verkaufte. Beide Vereine schlossen sich zusammen und berieten, wie sie eine Umnutzung am besten bewerkstelligen könnten. Feuerwehr und Musik stellten zusammen mit Ortssprecher Tilo Hemmert der Stadt Ochsenfurt das Konzept eines öffentlichen Raums für Erlach vor. Darin ist vorgesehen, dass die Stadt die Mietkosten übernimmt und die Feuerwehr den öffentlichen Raum verwaltet. Die Kosten des Umbaus und der Einrichtung tragen Feuerwehrverein und Musikverein gemeinsam. Die Schlosskapelle hätte so ihr Problem mit der Suche nach einem neuen Proberaum gelöst. Außerdem würde in Erlach nach dem Verkauf des Kindergartens wieder ein öffentlicher Raum zur Verfügung stehen. Der Vorschlag erhält die Zustimmung der Stadt.
Das Jahr 2015 war von Umbauarbeiten geprägt: zum Bautagebuch mit Bildern vom Umbau. Insgesamt haben die beiden Vereine und die Stadt Ochsenfurt 15.000 Euro investiert und über 500 ehrenamtliche Helferstunden geleistet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn aus dem Bankschalter ist ein Vorzeigeraum geworden, was Ortssprecher Tilo Hemmert bestätigte. Es sei respektabel, was die beiden Vereine für den Ort geleistet haben und dass sie obendrein eine funktionierende Jugendarbeit leisten.
Glückwünsche der Feuerwehrführung überbrachte Kreisbrandinspektor Heiko Drexel. Er sei der Überzeugung, dass hier Vereinsvermögen sinnvoll angelegt worden sei. Denn auch in Zukunft würden kleine Wehren gebraucht, wie sich während der Unwetter der vergangenen Wochen zeigte. An dem Sonntag mit den verheerenden Niederschlägen habe allein die Erlacher Wehr an 17 Einsatzstellen im Maintal geholfen.
Abschließend sprach Bürgermeister Peter Juks auch für die Sicherheitsreferenten Ingrid Stryjski und Manfred Singer den Vereinen seine Anerkennung aus. Insbesondere dankte er für die fairen Verhandlungen, in denen es gelungen sei, einen öffentlichen Raum für die Stadt und den Ortsteil zu schaffen.
Nach einigen musikalischen Darbietungen der Schlosskapelle Erlach war Action angesagt. Die Erlacher Jugendfeuerwehr rückte mit Blaulicht zu einer Schauübung an. Ein Holzstapel war vor den Augen der zahlreichen Zuschauer in Brand geraten. So konnten die Feuerwehranwärter ihr Können beim Löschangriff demonstrieren.
Viele Gäste nutzten das Angebot, bei Kaffee, Kuchen und Gegrilltem bis in die Abendstunden einen gemütlichen Nachmittag bei Feuerwehr und Musik zu verbringen.